Tims Wutausbrüche sind legendär. Es ist, wie wenn bei ihm eine Sicherung durchbrennt, oft ohne sichtbaren Anlass. Dann beschimpft er die anderen Schülerinnen und Schüler aufs Übelste, verweigert die Teilnahme am Unterricht, schlägt um sich. Als die Lehrerin ihn beruhigen will, schreit er sie an: «Halt die Fresse!», stürmt aus dem Klassenzimmer und schlägt die Tür hinter sich zu. Für die Lehrerin und den Rest der Klasse ist es schwierig, an diesem Vormittag zu einem normalen Unterrichtsgeschehen zurückzufinden. Trotz zahlreicher Gespräche und verschiedenen Massnahmen ändert sich an Tims Verhalten nicht viel. Das belastet mit der Zeit die Beziehung – jene zu den anderen Kindern, aber auch jene zwischen Tim und der Lehrerin. Ihr fällt es schwer, an Tim noch gute Seiten zu sehen. Nur schon, wenn er das Klassenzimmer betritt, zieht sich in ihrem Magen etwas zusammen. Diese sich eingebrannten Vorstellungen über eine Person – die Denk- und Erlebensweisen – das nennt man in der Fachsprache «mentale Repräsentationen».