Sollen Schülerinnen und Schüler mit schweren Lern- und Verhaltensproblemen integrativ unterrichtet werden? Auch Kinder mit komplexen Behinderungen? Welche Bedeutung hat schulische Integration für die Vision einer inklusiven Gesellschaft? Und welche Rolle spielen darin die Sonderschulen? Die Antworten auf solche Fragen machen die Haltung der HfH als Institution aus – geben ihr ein Profil. Wir haben unsere Position in fünf Leitsätzen für Sie gebündelt.
1. Bildung für Alle
Das Bildungssystem garantiert Bildung für alle Kinder und Jugendlichen und fördert deren Persönlichkeit, Begabungen und Kreativität. Ziel ist die Teilhabe an der Gesellschaft und ein möglichst selbstbestimmtes Leben.
2. Inklusive Schule als Vision
Die Schule für Alle ist ein Prozess, der nie abgeschlossen ist. Jede Schule hat den Auftrag, konkrete Schritte hin zu diesem Ziel zu planen und umzusetzen.
3. Heilpädagogische Angebote
Heilpädagogische und pädagogisch-therapeutische Massnahmen sind auf die Möglichkeiten und Bedürfnisse des einzelnen Kindes oder Jugendlichen ausgerichtet. Sie orientieren sich sowohl am Förderbedarf des jeweiligen Kindes oder Jugendlichen wie auch an den Ressourcen des gesamten Systems.
4. Integration vor Separation
Ziel ist das gemeinsame Lernen aller Kinder und Jugendlichen. Wenn dem besonderen Förderbedarf im integrativen Setting nicht entsprochen werden kann, können separative Massnahmen sinnvoll sein.
5. Schule als Teil der Gesellschaft
Die Schule ist Teil einer inklusiven Gesellschaft, in welcher die Gleichwertigkeit und Einzigartigkeit aller Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen gelebt wird.
Solche Leitsätze geben erstmal eine Orientierung vor. Doch was genau ist damit gemeint? Barbara Fäh, die Rektorin der HfH, hat jeden der Leitsätze kurz kommentiert. Damit soll das Thema aber nicht abgeschlossen sein – sondern die Diskussion darüber eröffnet.
1. Bildung für Alle
Das Schulsystem als Ganzes garantiert Bildung für alle Kinder und Jugendlichen und fördert deren Persönlichkeit, Begabungen und Kreativität. Ziel ist die Teilhabe an der Gesellschaft und ein möglichst selbstbestimmtes Leben.
Barbara Fäh: «Bildung für Alle – dahinter steht ein Menschenbild, für das ich voll und ganz einstehe. Eines, das die Würde jedes Einzelnen betont, sein Selbstwertgefühl, seine Akzeptanz. Ein wichtiger Auftrag der HfH ist es, Wissen und Kompetenzen zur Verfügung zu stellen, damit Bildung für Alle auch für Menschen mit komplexen Behinderungen möglich wird.»
2. Inklusive Schule als Vision
Die Schule für Alle ist ein fortlaufender Prozess. Jede Schule ist unterschiedlich inklusiv.
Barbara Fäh: «Wenn die Teilhabe an der Gesellschaft ein Ziel ist, muss dieses Miteinander bereits in der Schule so weit wie möglich gelebt werden. In der Schule können wir die Gesellschaft prägen! Es gibt aber Grenzen – und zwar dort, wo das Schulsystem mit der Vielfalt gesellschaftlicher Herausforderungen zeitweilig überlastet ist.»
3. Heilpädagogische Angebote
Heilpädagogische und pädagogisch-therapeutische Massnahmen sind auf die Möglichkeiten und Bedürfnisse des einzelnen Kindes oder Jugendlichen ausgerichtet. Sie orientieren sich sowohl am Förderbedarf des jeweiligen Kindes oder Jugendlichen wie auch an den Ressourcen des gesamten Systems.
Barbara Fäh: «Heilpädagogische Fachpersonen fördern das einzelne Kind mit besonderen Bedürfnissen, arbeiten mit Lehrpersonen zusammen, unterstützen Eltern, beraten Schulleitungen und Behörden in Hinblick auf ein inklusives Schulsystem. Um das leisten zu können, braucht es spezifisches heilpädagogischen Fachwissen und Kompetenzen. Unser Kernauftrag besteht darin, dieses Wissen in der Aus- und Weiterbildung zu vermitteln, weiterzuentwickeln und lebenslanges Lernen zu ermöglichen.»
4. Integration vor Separation
Ziel ist das gemeinsame Lernen aller Kinder und Jugendlichen. Wenn den besonderen pädagogischen Bedürfnissen im integrativen Setting nicht entsprochen werden kann, können temporär separative Massnahmen sinnvoll sein.
Barbara Fäh: «Sonderschulen werden wir weiterhin brauchen, denn sie verfügen über Fachwissen im Umgang mit spezifischen Behinderungen. Separative Massnahmen sind auch Teil des Bildungssystem und deshalb auf die Ziele Teilhabe und Autonomie ausgerichtet. Wenn wir das Schulsystem als Ganzes denken, dann ergänzen sich die verschiedenen Formate. Und warum nicht einmal umdenken: Wann ist eine Integration in die Regelschule temporär sinnvoll?»
5. Schule als Teil der Gesellschaft
Die Schule ist Teil einer inklusiven Gesellschaft, in welcher die Gleichwertigkeit und Einzigartigkeit jedes Menschen gelebt wird.
Barbara Fäh: «Die Schule sei ein Spiegel der Gesellschaft, heisst es. Aber für mich ist sie mehr als das: Die Schule hat auch die Aufgabe, die Gesellschaft von morgen mitzuprägen. Damit das gelingt, braucht es Kompetenzen, Leadership, geteilte Grundwerte und vor allem die Zusammenarbeit von allen Beteiligten.»