HfH Kompakt

SMILE: Der Computer als Gebärden-Trainer

Digitale Systeme haben Probleme, Gebärdensprache zu erkennen. Nun ist einem Forschungsteam der HfH ein Durchbruch gelungen.

Automatische Gesichtserkennung oder Spracherkennungssysteme wie «Siri» haben sich in unserer digitalisierten Welt bereits etabliert. Noch immer anspruchsvoll ist es für digitale Systeme, Gebärdensprache zu erkennen. «Gehörlose kommunizieren über Hände und Arme, Gesicht, Kopf- und Oberkörperbewegungen», erklärt Sarah Ebling, Leiterin des -Forschungsprojekts des SNF-Sinergia-Projektverbunds SMILE, «und das macht die Spracherkennung für eine computergesteuerte Kamera extrem schwierig.» Nun aber ist dem Team um Ebling ein Durchbruch gelungen. Zusammen mit internationalen Forschungspartnern konnte ein Software-Prototyp entwickelt werden, welcher einzelne Gebärden erkennen kann.

Im Video erklärt Oscar Mendez, wie das Computer-System SMILE funktioniert.

Hier sehen Sie das Video in Deutschschweizer Gebärdensprache (DSGS).

«Wir sind noch ziemlich am Anfang. Unser Computer bewältigt erstmal nur Einzelgebärden», meint Sarah Ebling vom Institut für Computerlinguistik an der Uni Zürich, «alle nicht-manuellen Merkmale, welche in der Gebärdensprache vor allem zur Kommunikation auf der Satzebene eingesetzt werden, können von den digitalen Augen noch nicht erschlossen werden.»

Im Video-Interview berichten Sarah Ebling (Universität Zürich), Richard Bowden (University of Surrey, GB) und Mathew Magimai Doss (Idiap Research Institute Martigny) über die internationale Kooperation im Projekt SMILE.

Hier sehen Sie das Video in Deutschschweizer Gebärdensprache (DSGS).

Für angehende Gebärdensprach-Dolmetscherinnen, welche ihr Studium an der HfH absolvieren, scheint aber trotzdem eine neue Ära des Lernens anzubrechen: Sie können in Zukunft vom Computer Zuhause Feedback erhalten und ihre Kompetenzen in Gebärdensprache selbständig verbessern. «Momentan ist das Gebärdensprachlernen sehr von einzelnen Lehrpersonen geprägt», erklärt Tobias Haug, Professor für Gebärdensprache an der HfH, «mit der neuen Technologie wird die Ausbildung in Zukunft personenunabhängiger.» Automatische Gebärdenspracherkennung kann auch Teil eines digitalen Dolmetsch-Systems sein, mit dem Hörende und Gehörlose miteinander kommunizieren können, ohne dass der Hörende der Gebärdensprache mächtig sein muss. «Ziel eines solchen Systems ist es nicht, menschliche Dolmetscher zu ersetzen, sondern dort, wo Dolmetscher nicht zur Verfügung stehen, zum Einsatz zu kommen», so Haug. Doch die Projektleiterin Sarah Ebling relativiert: «Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Aber in der Technologie, die wir mitentwickelt haben, steckt enorm viel Potenzial.» Das hat auch der «British Council» erkannt und dem Projekt für seine Innovationskraft einen Preis verliehen.

Im Video reflektieren Tobias Haug und Kolleginnen aus seinem HfH-Team die Einsatzmöglichkeiten des neuen Systems.


Hier sehen Sie das Video in Deutschschweizer Gebärdensprache (DSGS).

Hier erzählt Tobias Haug von den Herausforderungen, die sich beim Vermessen der Gebärdensprache ergeben.
 
Kommentare